Plenum aktuell

Einmal im Monat tritt der Brandenburger Landtag zu seiner Plenartagung zusammen; zwei bis drei Tage dauert die Sitzung. Auf dieser Seite informieren wir Sie über Aktuelle Stunden und Debatten, über wichtige Redebeiträge unserer Abgeordneten und über Anträge und Initiativen der Linksfraktion, die während der aktuellen Plenarsitzung verhandelt werden.

Pflegewohngeld einführen und Investitionskostenförderung für Pflegeheime erhöhen!

von Ronny Kretschmer, gesundheits- und pflegepolitischer Sprecher

Ronny Kretschmer

In Würde und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden alt werden können, entspricht dem Wunsch der übergroßen Mehrheit der Brandenburger:innen. Aber nicht immer ist dies möglich: Je größer die Einschränkungen, desto geringer die Selbständigkeit. Und nicht alles kann familiär und mit ambulanter Pflege kompensiert werden. Ein Platz im Pflegeheim ist jedoch weder leicht zu bekommen noch bezahlbar. Die Wartezeiten sind lang und die zu zahlenden Eigenanteile hoch. Mit der aktuellen Erhöhung von 235 Euro liegen sie in Brandenburg nun durchschnittlich bei 2260 Euro. Davon entfallen 311 Euro auf die Investitionskosten, die die Heime für sich beanspruchen, da das Land seiner Verantwortung für eine Investitionskostenförderung nicht nachkommt.

Ebenso könnte das Land ein Pflegewohngeld einführen, wie es bereits die Länder Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern getan haben.

Der reine Fingerzeig auf den Bund ist an dieser Stelle verantwortungslos. Der Bund muss zwar grundsätzlich aus der Pflege-Teilkasko eine Vollversicherung machen, sodass die Eigenanteile auf einen leistbaren Höchstbetrag gedeckelt werden. Aber dies entlässt das Land nicht aus seiner Pflicht, alle Handlungsspielräume zu nutzen, zum Beispiel eine Erhöhung der Investitionskostenförderung und der Einführung eines Pflegewohngelds in Höhe von mindestens 200 Euro pro Bewohnerin oder Bewohner festzulegen. Mit unserem Antrag forderten wir die Landesregierung auf, dringend ein Pflegewohngeld einzuführen und die Investitionskostenförderung für Pflegeheime zu erhöhen.

Zum Antrag.

Kindergrundsicherung jetzt!

von Kathrin Dannenberg, bildungspolitische Sprecherin

Kathrin Dannenberg

Statistiken, Studie und Appelle der Sozialverbände zeigen auf: Kinder- und Jugendarmut bleibt eines der größten Probleme auch in Brandenburg; mit steigender Tendenz. Mehr als jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da viele Familien die zusätzlichen staatlichen Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Das Armutsrisiko ist in Deutschland höher als in zwei Drittel der anderen EU-Staaten.

In gleichem Maße, wie die aktuellen Krisen das Problem für die betroffenen Familien verschärfen, verlangsamt die Politik die Bemühungen zur Umsetzung wirksamer Maßnahmen. Aktuell droht sogar ein Stopp der durch Bundesministerin Paus lautstark angekündigten Kindergrundsicherung. Der durch ihr Ministerium vorgelegte Gesetzentwurf verfehlt in Einschätzung aller Expert:innen das ursprüngliche Ziel der Kindergrundsicherung. Für Kinder in Armut wird es keine Leistungserhöhung geben. Kinder Alleinerziehender werden sogar schlechter gestellt, die Antragshürden für von Armut betroffene Familien wachsen. Das alles bei zu erwartenden gigantischen Verwaltungskosten. Statt jetzt nachzubessern, soll die Kindergrundsicherung scheinbar still und heimlich in der Schublade verschwinden, um das angebliche Haushaltsloch zu stopfen.

Das lassen wir nicht zu! Mit unserem Antrag fordern wir die Landesregierung auf, sich im weiteren Gesetzgebungsverfahren aktiv für eine echte Kindergrundsicherung einzusetzen, die ihren Namen verdient. Eine echte Kindergrundsicherung muss:

  • das Existenzminimum von Kindern - also die Kosten für Lebensmittel, Schulbedarf, Wohnen und Freizeitleben - absichern,
  • allen Kindern zustehen - unabhängig von ihrer Herkunft und Aufenthaltsstatus,
  • unbürokratisch und niedrigschwellig zugänglich sein

Dafür kämpfen wir weiter. Kinder und Jugendliche dürfen nicht mehr die Verlierer*innen in unserer Gesellschaft sein!

Zum Antrag.

Klimageld muss kommen – sofort!

von Sebastian Walter, Fraktionsvorsitzender und energiepolitischer Sprecher

Sebastian Walter

Zum Jahreswechsel hat die Bundesregierung den Preis pro Tonne CO2 von 30 auf 45 Euro angehoben. Die Konsequenz: Alles, was mit fossilen Energieträgern zu tun hat - etwa Tanken und Heizen – ist für alle teurer geworden. Ein Klimageld ist deshalb zwingend notwendig und längst überfällig, um den steigenden CO2-Preis auszugleichen.

Mit der Verschiebung des Klimageldes auf den Sankt-Nimmerleins-Tag bricht die Bundesregierung ihr Versprechen und kürzt de facto mal wieder bei den unteren und mittleren Einkommen. Das benachteiligt vor allem die Menschen in Brandenburg mit geringeren Einkommen. Die Bauernproteste zeigen, dass eine ungerechte Lastenverteilung das Sozialgefüge gefährdet. Deshalb ist die Unterstützungsleistung Klimageld auch mit Blick auf den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft unbedingt notwendig. In unserem Antrag „Für sozial gerechten Klimaschutz und sozial gerechte Strompreise: Klimageld und Entlastung bei den Netzentgelten für Strom jetzt!“ fordern wir die Landesregierung auf, sich gegenüber dem Bund für die Zahlung des Klimageldes einzusetzen.

Klimaschutz und die soziale Abfederung der Folgen für die Menschen in diesem Land müssen Hand in Hand gehen und dürfen nicht an Schuldenbremse und schlechter Haushaltspolitik auf Bundesebene scheitern. Die Linke hat das Instrument bzw. die Ausgestaltung der CO2-Abgabe immer kritisiert, weil es ihr an der nötigen sozialen Komponente fehlt. Die dringend notwendige Energiewende darf aber nicht dazu führen, dass immer mehr Menschen die steigenden Preise ihrer Strom- und Heizrechnungen nicht mehr zahlen können. Ein Klimageld für alle Haushalte kann den Menschen die Angst vor unbezahlbarer Rechnungen am Monatsende nehmen. Wenn der Bund beim Klimageld weiter versagt, soll auf Landesebene geprüft werden, inwieweit entsprechende Kompensationszahlungen an die Brandenburger:innen erfolgen könnten. Darüber hinaus soll sich die Landesregierung dafür einsetzen, dass die vom Bund vorgesehenen Zuschüsse zur Stabilisierung der Netzentgelte in Höhe von 5,5 Mrd. Euro für das Jahr 2024 kommen. Brandenburger:innen bezahlen auch aufgrund des bereits erfolgten Ausbaus der erneuerbaren Energien bundesweit die höchsten Netzentgelte und damit Strompreise. Eine Deckelung der Netzentgelte ist mehr als ein Gebot der Stunde.

Die Brandenburger:innen dürfen nicht länger auf den Kosten der notwendigen Energiewende sitzen bleiben und brauchen endlich eine Entlastung. Klimagerechtigkeit bedeutet, CO2-Emissionen zu verringern und Wohlstand gerecht zu verteilen. Hier hilft nur eine linke Politik mit gerechter Besteuerung und soziale Unterstützung!

Zum Antrag.

Zukunftsfähige Landwirtschaft unterstützen!

von Thomas Domres, agrarpolitischer Sprecher

Thomas Domres

Die angekündigte Kürzung der Agrardieselbeihilfen und der Kfz-Steuerbefreiung waren lediglich die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Die massiven Proteste der Landwirtinnen und Landwirte sind die Quittung für eine verfehlte Agrarpolitik, die den Betrieben immer mehr Lasten aufdrückt, ohne nach den wirtschaftlichen Folgen zu fragen. Ein ruinöser Wettbewerb am Weltmarkt und das Preisdiktat der Lebensmittelkonzerne bewirken, dass eine sozial gerechte Landwirtschaft mit hohen Umweltstandards nicht konkurrenzfähig ist.

In unserem Landtagsantrag fordern wir deshalb die vollständige Rücknahme der Kürzungen sowie endlich die Umsetzung der längst versprochenen Zukunftsstrategien auf Bundes- und Landesebene!

So hatte das brandenburgische Agrarministerium eine Nutztierstrategie bis 2021 versprochen – sie liegt immer noch nicht vor, genauso wenig wie ein Agrarstrukturgesetz, das ortsansässige Betriebe vor dem Zugriff landwirtschaftsfremder Investoren schützen sollte. Wir brauchen einen Agrargipfel und einen Zukunftsplan für die Landwirtschaft in Brandenburg, der den Betrieben endlich Planungssicherheit gibt: Umweltgerechte und sozial gerechte Landwirtschaft muss sich auch wirtschaftlich lohnen. Dafür hat die Linksfraktion einen weiteren Entschließungsantrag eingebracht. Die Koalition aus SPD, CDU und Bündnis90/Grüne hat beide Anträge abgelehnt, ohne eigene Alternativen vorzulegen – obwohl es die SPD war, die eine aktuelle Stunde im Landtag zur Landwirtschaft aufgesetzt hat. Wir bleiben weiter dran!
 

Zum Antrag.

Für gute Bildung: Schulgesetz jetzt klug ändern und längst überfällige Bildungsstrategien für Brandenburg erarbeiten!

von Kathrin Dannenberg, bildungspolitische Sprecherin

Kathrin Dannenberg

Brandenburg steckt weiterhin tief in der Bildungskrise. Täglich merken Schüler*innen, Eltern und überlastete Lehrkräfte, dass das Brandenburgische Schulsystem und das Schulgesetz den realen und zukünftigen Aufgaben im Bereich der schulischen Bildung nicht gerecht wird. Landesregierung und Koalition sitzen die Krise scheinbar teilnahmslos einfach weiter aus. Sie reagieren weder auf Anträge unserer Fraktion noch auf die vielen Protestnoten aus Schulen, Bildungsgewerkschaften und Elternverbänden, obwohl der Abwärtstrend offensichtlich weitergeht.

Und daran wird auch der von der Landesregierung vorgelegte enttäuschende Antrag zur lange überfälligen Novellierung des Schulgesetzes nichts ändern. Im Gegenteil, er bleibt Lichtjahre hinter den Ansprüchen und aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft zurück und greift keine dringend zu lösenden Probleme auf. Einige Regelungen drohen sogar, Schulen noch mehr zu belasten und weitere Ungerechtigkeiten zu erzeugen.

Mit unserem Änderungsantrag zum Schulgesetz reagieren wir auf die drängendsten Probleme und beantragen unter anderem:

  • den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Schüler*innen mit einer Behinderung von bis zu 10 Stunden täglich (auch in den Ferien) sofort im Schulgesetz verankern,
  • einen Rechtsanspruch auf Schulsozialarbeit für alle Schulen in Brandenburg einzuführen,
  • beim Auswahlverfahren für die weiterführenden Schulen dem Wohnortprinzip den Vorrang zu geben, um kurze Schulwege zu sichern und
  • ein kostenloses Mittagessen für alle Schüler*innen der 1.-6. Klassen zu gewährleisten sowie die Mittagessenkosten an den weiterführenden Schulen deckeln. 

Darüber hinaus ist eine umfassende Reform des Schulgesetzes absolut notwendig. Dazu braucht es eine ehrliche Analyse und Bildungsstrategien als Grundlage für die nächsten wichtigen Schritte und Schulgesetzänderungen, um spätestens in der nächsten Legislaturperiode:

  • Schulen endlich mit einem guten Konzept zur Kapitalisierung von nicht besetzten Lehrer*innenstellen zu entlasten,
  • alle Schulen mit multiprofessionellen Teams auszustatten,
  • einen landesweit verbindlichen Qualitäts- und Rechtsrahmen für die Ganztagsbetreuung zu erarbeiten und
  • digitale Bildung und Distanzunterricht auf Grundlage eines landesweit geltenden Rahmenkonzeptes umzusetzen.

Und, wir wiederholen unsere Forderung, endlich einen Bildungsrat zu etablieren, der Empfehlungen für eine grundsätzliche Bildungs- und Schulformreform erarbeitet. Das ist notwendig, um gutes, gemeinsames Lernen für Kinder und Jugendliche in unserem Land sicherzustellen!

Zum Antrag.

Studierende brauchen Wohnraum!

von Isabelle Vandre, wohnungspolitische Sprecherin

Isabelle Vandre

Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass die Trinkwasserversorgung und die Abwasserversorgung auch zukünftig klappen. Die aber stehen vor großen Herausforderungen: Rohrleitungen müssen in Größenordnungen erneuert werden, Wassermangel infolge des Klimawandels zwingt zu Anpassungen, die Energiekosten steigen, die Anforderungen an die Reinigung von Abwasser und Klärschlamm auch.

Das „Leitbild zukunftsfähige Siedlungswasserwirtschaft“ von 2015 hatte die Situation analysiert und eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen. Auch die Enquetekommission für den ländlichen Raum hatte dazu Vorschläge unterbreitet – letztere setze die Landesregierung leider nicht um.

Jetzt ist es an der Zeit, das Leitbild zu aktualisieren, an die neuen Herausforderungen anzupassen und auf dieser Grundlage die Wasserverbände zu unterstützen. Das hat die Linksfraktion in einem Landtagsantrag vorgeschlagen. Die Fortschreibung des Leitbildes haben die Koalitionsfraktionen leider abgelehnt – aber als Reaktion auf unseren Antrag die Landesregierung aufgefordert, einen Lagebericht zu erstellen und Vorschläge für das weitere Vorgehen zu unterbreiten. Aus unserer Sicht ist das zu kurz gesprungen, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung!

Zum Antrag und zur Rede.

Geschichte vermitteln, Zukunft gestalten – die Lausitzer Bergbau-Museumslandschaft stärken!

von Anke Schwarzenberg, Sprecherin für ländliche Entwicklung, Regionalplanung und Raumordnung

Anke Schwarzenberg

Zukunft gestalten für die Lausitz setzt voraus, sich seiner Wurzeln bewusst zu sein. Die Lausitzer Bergbau-Geschichte ist geprägt von Wohlstand, aber auch vom schmerzhaften Verlust von Heimatorten. Wir setzen uns dafür ein, dass das Bergbau-Erbe bewahrt wird. 

Mit dem Ausstieg aus der Kohle entstehen neue Bedarfe für die Dokumentation und Archivierung der mit dem Bergbau verbundenen Sozial- und Kulturgeschichte der Region. Die Sammlung und Bewahrung relevanter schriftlicher und materieller Zeugen des Bergbaus und der Transformationszeit muss jetzt beginnen, bevor es zu spät ist. Hierzu braucht es ein auf Bürgerbeteiligung ausgerichtetes Dokumentationszentrum sowie eine länderübergreifende Museumsentwicklung mit Sachsen. Unser Ziel ist die Bewahrung und Würdigung der Lebens- und Arbeitsleistung des Bergbaus.

Zum Antrag.